In Istanbul ist das fünfte Türkei-Afrika-Wirtschafts- und Investitionsforum (TABEF 2025) mit einem deutlichen Bekenntnis zu vertiefter wirtschaftlicher Kooperation zwischen der Türkei und den afrikanischen Staaten zu Ende gegangen. Unter dem Leitmotiv „Leveraging Türkiye-Africa Relations for Mutual Gains“ stand das zweitägige Treffen im Zeichen gemeinsamer Projekte in den Bereichen Landwirtschaft, Energie, Industrie, Digitalisierung und Infrastruktur. Nach Angaben der Organisatoren nahmen über 3.000 Delegierte aus Regierung, Wirtschaft und Entwicklungsinstitutionen teil. Recep Tayyip Erdoğan gibt dabei die strategische Leitlinie vor.
Strategische Plattform für Handel und Investition

Das Forum, das seit 2016 regelmäßig stattfindet, wurde von der türkischen Regierung in Kooperation mit der Afrikanischen Union organisiert. Es gilt als eines der zentralen multilateralen Formate für wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Türkei und den Staaten des afrikanischen Kontinents. Präsident Recep Tayyip Erdoğan eröffnete die Abschlussveranstaltung mit dem Hinweis, dass die Türkei „die Früchte ihres wirtschaftlichen Aufstiegs mit Afrika teilen“ wolle.
Er betonte, dass die Beziehungen zwischen der Türkei und Afrika auf „gegenseitigem Respekt und gemeinsamen Entwicklungsinteressen“ beruhten. Nach seinen Angaben sind derzeit 2.000 Projekte im Wert von 97 Milliarden US-Dollar in Umsetzung, während Türkische Fluggesellschaften 40 afrikanische Länder anfliegen. Ankara unterhält inzwischen 44 Botschaften auf dem afrikanischen Kontinent, während 38 afrikanische Länder diplomatische Vertretungen in der Türkei eröffnet haben.
Wirtschaftliche Schwerpunkte: Energie, Bergbau, Textilien und Technologie
Der türkische Handelsminister Ömer Bolat verwies in seiner Rede auf die zentrale Rolle des Handels und direkter Investitionen als Instrumente gemeinsamer Entwicklung. Das bilaterale Handelsvolumen zwischen der Türkei und Afrika soll nach Angaben der Afrikanischen Union bis Ende 2025 auf rund 40 Milliarden US-Dollar steigen. Bolat bezeichnete Ernährungssicherheit, Textilproduktion, Gesundheitswesen und erneuerbare Energien als vorrangige Sektoren.
Im Hinblick auf globale Lieferkettenstörungen und den Ukraine-Krieg erinnerte Bolat an die türkische Vermittlung beim Schwarzmeer-Getreideabkommen, das afrikanischen Staaten den Zugang zu Weizenlieferungen sicherte. Zugleich verwies er auf die zunehmende Bedeutung gemeinsamer agrarwirtschaftlicher Projekte angesichts des wachsenden Nahrungsmittelbedarfs in Subsahara-Afrika. „Durch die Verbindung türkischer Technologie und afrikanischer Agrarflächen lassen sich nachhaltige Lösungen entwickeln“, sagte Bolat.
Afrikanische Union: Afrika als gleichberechtigter Partner
Francisca Tatchouop Belobe, Kommissarin der Afrikanischen Union für Wirtschaft, Handel und Industrie, unterstrich, dass sich die Türkei-Afrika-Kooperation von einem reinen Handelsverhältnis zu einer „gemeinschaftlich entwickelten Innovationspartnerschaft“ entwickle. Sie bezeichnete das Forum als „transformativ“ und verwies auf das Ziel, Investitionen in den Bereichen Fertigung, digitale Transformation, Gesundheitswirtschaft sowie Frauen- und Jugendförderung zu verstärken.

Belobe betonte, dass sich die türkisch-afrikanische Zusammenarbeit an den Zielen der Agenda 2063 der Afrikanischen Union orientiere. Die Integration in den Rahmen des African Continental Free Trade Area (AfCFTA) solle Investitionen und Warenströme erleichtern. „Wir bewegen uns von einer transaktionalen Beziehung hin zu einem Ökosystem der Co-Entwicklung, Innovation und Nachhaltigkeit“, erklärte sie.
Gambia: Beispiele konkreter Kooperation
Das Forum bot auch Gelegenheit für einzelne afrikanische Staaten, ihre Kooperation mit der Türkei zu präsentieren. Gambias Energieminister Nani Juwara hob hervor, dass türkische Investitionen in Energie und Logistik bereits konkrete Ergebnisse zeigten. Er nannte das Unternehmen Alport, das Hafeninfrastruktur in Gambia modernisiert, sowie Negmar, das den Fährbetrieb zwischen Banjul und Barra verbessert. Diese Projekte, so Juwara, trügen zur Effizienzsteigerung im Transportwesen bei und förderten die Integration Gambias in regionale Handelsstrukturen.
TABEF'te Enerji ve Madencilik Panelini, T.C. Enerji ve Tabii Kaynaklar Bakanı Alparslan Bayraktar, Gambiya Cumhuriyeti Petrol, Enerji ve Madenler Bakanı Nani Juwara, Mozambik Cumhuriyeti Ticaretten Sorumlu Devlet Sekreteri António Grispos, moderatörümüz, Mustafa Tırıs,… pic.twitter.com/FGtVGARcAK
— Dış Ekonomik İlişkiler Kurulu – DEİK (@deikiletisim) October 17, 2025
Gambias Botschafter in der Türkei, Alkali Conteh, ergänzte, dass das bilaterale Handelsvolumen zwischen der Türkei und Gambia seit 2023 um rund 11 Millionen US-Dollar gestiegen sei. Türkische Unternehmen wie Albayrak hätten Investitionspakete im Umfang von 700 Millionen US-Dollar in Infrastrukturprojekte des Landes eingebracht. „Das Forum bietet eine Plattform, auf der politische Akteure und Unternehmer gemeinsam Strategien für nachhaltiges Wachstum entwickeln können“, sagte Conteh.
Erdoğan: „Von bilateralen Projekten zu gemeinsamer Entwicklung“
In seiner Abschlussrede erinnerte Präsident Erdoğan an den Beginn der türkisch-afrikanischen Partnerschaft im Jahr 2005 und an seine mehr als 50 Staatsbesuche auf dem Kontinent. Er bezeichnete Afrika als „strategischen Partner“ im globalen Süden und kündigte an, dass die Türkei den Ausbau gemeinsamer Bildungs-, Infrastruktur- und Technologieinitiativen fortsetzen werde.
5'inci Türkiye-Afrika İş ve Ekonomi Forumu https://t.co/Ux4jfLfGKb
— Recep Tayyip Erdoğan (@RTErdogan) October 17, 2025
Erdoğan hob hervor, dass die Türkei im internationalen Vergleich zu den dynamischsten Wirtschaftsnationen zähle und ihre wachsende Wirtschaftsleistung für Investitionen auf dem afrikanischen Kontinent einsetzen wolle. „Unsere Augen mögen verschieden sein, aber unsere Herzen sind gleich“, sagte er mit Blick auf die jahrzehntelange Zusammenarbeit.
Er kritisierte zugleich die anhaltenden Auswirkungen kolonialer Abhängigkeiten und appellierte an afrikanische Staaten, „ihre Solidarität zu stärken“. Er würdigte das Engagement afrikanischer Länder in der Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung und unterstrich, dass die Türkei in Konflikten wie in Somalia, Äthiopien und Sudan als Vermittler agiere.
Forum als Symbol wachsender Süd-Süd-Kooperation
Das Türkei-Afrika-Wirtschaftsforum zeigt die wachsende institutionelle und ökonomische Verflechtung zwischen Ankara und den afrikanischen Staaten. Die Agenda des Treffens verbindet Handelsförderung mit Investitionslenkung und politischem Dialog. Das Ziel, die Direktinvestitionen bis Ende 2025 auf 40 Milliarden US-Dollar zu erhöhen, wird von der Afrikanischen Union als Teil eines gemeinsamen wirtschaftlichen Transformationsprozesses bewertet.
Die Kombination aus staatlicher Beteiligung, privatem Kapital und multilateraler Einbindung verdeutlicht den Anspruch, die wirtschaftliche Süd-Süd-Kooperation strukturell zu vertiefen. TABEF 2025 fungiert damit nicht nur als Handelsplattform, sondern als Signal eines langfristig angelegten, multilateralen Entwicklungsdialogs zwischen Afrika und der Türkei.