Präsidentschaftskandidaten starten Kampagnen für die Wahlen in der Elfenbeinküste

In Côte d’Ivoire hat am 10. Oktober offiziell der Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl am 25. Oktober 2025 begonnen. Laut Abidjan.net bestätigte die Unabhängige Wahlkommission (CEI) unter Vorsitz von Ibrahime Kuibiert Coulibaly die Teilnahme von fünf Kandidaten: Amtsinhaber Alassane Ouattara (RHDP), Simone Ehivet Gbagbo (Mouvement des Générations Capables, MGC), Jean-Louis Billon (Congrès Démocratique – CODE), Henriette Lagou (GP-Paix) und Ahoua Don Mello (unabhängig). Insgesamt sind 8,7 Millionen Wahlberechtigte im In- und Ausland zur Stimmabgabe aufgerufen.

Während Präsident Ouattara seine Kampagne in Daloa im Zentrum des Landes eröffnete, setzte Simone Gbagbo mit einem gleichzeitigen Auftakt in Bouaflé ein sichtbares Zeichen der Konkurrenz. Henriette Lagou startete in Daoukro, Jean-Louis Billon in Abidjan, und Ahoua Don Mello eröffnete in Cocody. Damit ist der Wahlkampf geografisch breit aufgestellt. Dies ist ein Indikator für den Versuch aller Kandidaten, symbolisch nationale Reichweite zu demonstrieren.

Sicherheitslage und Proteste gegen ein „viertes Mandat“

Parallel zum offiziellen Kampagnenbeginn kam es in der Hauptstadt zu Protesten. Nach Berichten von Abidjan.net und der Agence Ivoirienne de Presse (AIP) wurde am 11. Oktober eine verbotene Demonstration des oppositionellen Front commun PDCI–PPA–CI in Cocody von der Polizei aufgelöst. Der Präfekt von Abidjan hatte die geplante „Marsch gegen die vierte Amtszeit“ am Vortag untersagt. Nach Angaben des Innenministers, General Vagondo Diomandé, wurden 237 Personen festgenommen. Er lobte den „ordnungsgemäßen und zurückhaltenden“ Einsatz der Sicherheitskräfte. Außerdem warnte er, dass Verstöße gegen das Versammlungsrecht juristisch verfolgt würden.

Auch in Akoupé kam es laut AIP zu kleineren Protestzügen junger Mitglieder der Oppositionsparteien PPA-CI und PDCI, die die Teilnahme ihrer Führungsfiguren Laurent Gbagbo und Tidjane Thiam forderten. Die Polizei setzte Tränengas ein, um Barrikaden auf der Hauptverkehrsachse zu räumen. Trotz vereinzelter Zwischenfälle meldeten die Behörden am Abend „eine insgesamt ruhige Sicherheitslage auf nationaler Ebene“.

Ideologische Themen: Souveränität und Panafrikanismus

Parallel zur Mobilisierung auf den Straßen rückt die politische Auseinandersetzung zunehmend auf die Ebene der Ideen. Laut Abidjan.net diskutierten Vertreter des Club des Amis de l’Intégration Africaine (CAMINAF) in Abidjan über „Panafrikanismus und politische Souveränität“.

In der Veranstaltung am Centre de Recherche et d’Action pour la Paix (CERAP) stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Kandidaten zur afrikanischen Eigenständigkeit positionieren. Vertreter des Kandidaten Ahoua Don Mello betonten dessen Vorhaben, den Panafrikanismus gesetzlich zu verankern. Außerdem wollen sie strategische Wirtschaftssektoren nationalisieren.

Weitere Redner, darunter Historiker Dr Jean-Luc Kouassible und Jurist Jean-Jacques Yao, erinnerten an den historischen Spannungsbogen zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung in der ivorischen Politik. Dieser reicht von Félix Houphouët-Boigny bis Alassane Ouattara.

Programme und politische Akzente der Kandidaten

Simone Gbagbo stellte laut Abidjan.net eine wirtschaftspolitische Vision vor, die auf Landwirtschaft, lokale Verarbeitung und nationale Industrialisierung fokussiert ist. Ihr Programm zielt auf eine „produktive, solidarische und souveräne Wirtschaft“.

Jean-Louis Billon, der seine Kampagne in Marcory eröffnete, wirbt für eine „Beruhigten Wechsel“, also einen friedlichen Machtwechsel. Darüber hinaus setzt er auf wirtschaftliche Eigenständigkeit, Korruptionsbekämpfung und Dezentralisierung. Henriette Lagou betont unterdessen die nationale Versöhnung und die Einbindung traditioneller Strukturen in den politischen Dialog.

Amtsinhaber Ouattara positioniert sich unter dem Motto „Kontinuität und Entwicklung“. Seine Kampagne zielt darauf, den wirtschaftlichen Fortschritt und die makroökonomische Stabilität seiner bisherigen Amtszeit hervorzuheben. Beobachter erwarten, dass die Regierung verstärkt auf Themen wie Infrastruktur, Bildung und internationale Investitionen setzt. Damit will sie Kontinuität als Argument für Legitimität etablieren.

Zwischen Mobilisierung und Spannungen

Die offizielle Eröffnung des Wahlkampfs markiert den Übergang von einer administrativen Vorbereitung zu einer politisch aufgeladenen Phase. Während die Regierungspartei RHDP den institutionellen Rahmen und die Ordnung betont, formiert sich eine Opposition. Diese greift sowohl programmatisch als auch symbolisch die Themen Gerechtigkeit, Inklusion und Souveränität auf.

Die Behörden stehen dabei vor der Herausforderung, einerseits die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, andererseits politische Ausdrucksformen nicht zu unterdrücken. Beobachter sehen in den nächsten Tagen einen Test für die Fähigkeit des Landes. Es geht darum, Wahlkampf und politische Konkurrenz innerhalb rechtsstaatlicher Grenzen zu führen.

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