Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan hat in Berlin den neuen Aktionsplan „Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit“ vorgestellt. Das Programm soll die Zusammenarbeit zwischen Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik neu ausrichten und die deutsche Wirtschaft enger in entwicklungspolitische Prozesse einbinden.
Bei der Auftaktveranstaltung sprachen neben der Ministerin unter anderem Christiane Laibach (KfW-Bankengruppe), Thorsten Schäfer-Gümbel (GIZ), Oliver Hermes (WILO Gruppe), Serap Güler (Auswärtiges Amt), Johann Saathoff, Dr. Bärbel Kofler (BMZ) und Stefan Rouenhoff (BMWK).
Alabali-Radovan will neuen Dialog zwischen Wirtschaft und Entwicklungspolitik
Alabali Radovan betonte, Deutschland müsse seine internationalen Wirtschaftsbeziehungen „breiter aufstellen“, da traditionelle Partnerschaften zunehmend instabil würden. Der Globale Süden sei dabei „ein Motor für Wirtschaftswachstum und Zukunftstechnologien“. Sie hob hervor, dass Länder Afrikas, Asiens und Südamerikas in den vergangenen Jahren mehr als zwei Drittel des weltweiten Wachstums generiert hätten.
Heute startet unsere Wirtschaftskonferenz!
— Bundesentwicklungsministerium (@BMZ_Bund) October 7, 2025
Ab 12 Uhr mit Reem Alabali Radovan, @larsklingbeil, Weltbank-Präsident Ajay Banga & Vertreter*innen aus der Wirtschaft – für starke, faire Partnerschaften zwischen 🇩🇪 & Globalen Süden.
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Der erste Schwerpunkt des Aktionsplans ist ein strukturierter Dialog zwischen Wirtschaft und Entwicklungspolitik. Unternehmen, Verbände und Handelskammern sollen künftig früher in bilaterale Regierungsverhandlungen mit Partnerländern einbezogen werden. Ziel ist, wirtschaftliche Interessen und entwicklungspolitische Ziele stärker zu verzahnen.
„Ich möchte wissen, was Unternehmen brauchen, um sich im Globalen Süden stärker zu engagieren“, erklärte die Ministerin. „Wir sprechen künftig vor wichtigen Verhandlungen mit Ihnen – den Anfang machen wir noch dieses Jahr mit Ghana.“
Abbau struktureller Hemmnisse
Ein zweiter Schwerpunkt des Aktionsplans betrifft den Abbau struktureller Hürden für deutsche Unternehmen. Das BMZ will den Zugang zu Ausschreibungen der Entwicklungszusammenarbeit verbessern und faire Wettbewerbsbedingungen schaffen. Dazu sollen Vergabekriterien gemeinsam mit GIZ, KfW und dem Bundeswirtschaftsministerium überprüft und qualitative Standards in internationalen Verfahren gestärkt werden.
Die Ministerin verwies auf das Markenzeichen „Made in Germany“ als Qualitätsmerkmal, das künftig stärker in entwicklungspolitische Projekte einfließen solle. Gleichzeitig werde das BMZ seine Unterstützung für Reformprozesse in Partnerländern ausbauen – etwa durch Programme zur Stärkung von Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und Infrastruktur.

Der Compact with Africa bleibe dabei ein zentrales Instrument, um private Investitionen zu fördern. „Wir machen ihn stärker als bisher zum Motor für Reformen und Investitionen“, so Alabali Radovan.
Förderung von Mittelstand und nachhaltigen Lieferketten
Der dritte Schwerpunkt zielt auf die gezielte Förderung deutscher Unternehmen, insbesondere des Mittelstands. Das BMZ will gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium den „Förderlotsen Wachstumsmärkte“ einführen, der Unternehmen über geeignete Förderinstrumente informiert. Zudem startet das neue Garantieinstrument „TradeConnect“, das den Export deutscher Technologien in Partnerländer absichern soll.
Im Fokus stehen Zukunftsbranchen wie Energieversorgung, kritische Rohstoffe und Fachkräftegewinnung. Das BMZ betont dabei die Bedeutung sozial und ökologisch nachhaltiger Lieferketten sowie lokaler Wertschöpfung in den Partnerländern. „Unser Ziel ist ein Win-Win-Ansatz, der Entwicklungspolitik und Wirtschaft gleichermaßen stärkt“, erklärte die Ministerin.
Politischer Kontext und internationale Ausrichtung
In ihrer Rede erinnerte Alabali Radovan eingangs an den zweiten Jahrestag des Anschlags vom 7. Oktober 2023 in Israel und sprach den Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Sie betonte zugleich die Verantwortung Deutschlands für den Wiederaufbau im Gazastreifen, sobald es die Lage erlaube.
Vor dem Hintergrund globaler Unsicherheiten und geopolitischer Spannungen positioniert sich Deutschland mit dem Aktionsplan als strategischer Partner des Globalen Südens. Alabali Radovan rief dazu auf, Partnerschaften „auf Augenhöhe“ zu gestalten und den wirtschaftlichen Dialog mit Afrika, Asien und Lateinamerika zu intensivieren:
„Deutschland braucht starke Partner weltweit – und der Globale Süden braucht faire Chancen. Unser Anspruch sind Partnerschaften, die Wohlstand auf beiden Seiten schaffen.“