Senegals Präsident Bassírou Diomaye Diakhar Faye erklärte bei der UN-Generalversammlung, die Welt stehe achtzig Jahre nach Gründung der Vereinten Nationen erneut an einem gefährlichen Scheideweg.
Globale Unsicherheiten und doppelte Standards
„Es ist, als wären wir wieder in denselben Strömungen gefangen, die die Menschheit zweimal innerhalb einer Generation in Katastrophen gestürzt haben“, sagte er. Terrorismus, Klimawandel und Konflikte träfen auf eine abnehmende internationale Solidarität und eine wachsende Gefahr des Zusammenbruchs des Multilateralismus. Besonders besorgniserregend sei die „erschreckende Entmenschlichung“ einer Welt, die „selektiv fühlt – nach geopolitischen Interessen“. Gerechtigkeit könne nicht auf Recht basieren, wenn die internationale Ordnung von Doppelstandards und dem „Recht der Stärkeren“ bestimmt werde.

Faye wies auf die komplexen Herausforderungen Afrikas hin: bewaffnete Konflikte, Terrorismus im Sahel, grenzüberschreitende Kriminalität und fragile politische Stabilität. Er plädierte für einen integrierten Ansatz, der Prävention, Resilienz und gezielte Reaktionen kombiniert.
„Frieden und Sicherheit haben einen Preis“, betonte er und forderte vorhersehbare, nachhaltige Finanzierung afrikanischer Friedenseinsätze mit angemessener Ausstattung und robusten Mandaten.
Faye zu Gaza-Krise und Palästina-Frage
Besonders eindringlich sprach Faye über die Situation im Gazastreifen, die er als „unbeschreibliche Tragödie“ bezeichnete. „Wir können nicht schweigen oder wegsehen, denn Gaza lebt nicht mehr“, erklärte er. Das Leiden von Zivilisten ohne Zugang zu Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung sei durch nichts zu rechtfertigen. Er bekräftigte die Notwendigkeit eines unabhängigen, lebensfähigen palästinensischen Staates, wie es auch der Ausschuss für die unveräußerlichen Rechte des palästinensischen Volkes fordere.
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— Présidence Sénégal (@PR_Senegal) September 24, 2025
Klimawandel als existentielle Herausforderung
Faye nannte den Klimawandel eine „existentielle Frage“. Afrika verursache nur vier Prozent der weltweiten Emissionen, leide jedoch unter Dürren, Überschwemmungen, Küstenerosion und Ernährungsunsicherheit. Dieses „doppelte Ungleichgewicht“ sei nicht tragbar.
Er verlangte die Umsetzung des Pariser Abkommens, eine faire Energiewende, gesicherte Finanzmittel für Anpassungsmaßnahmen, Technologietransfer und eine Auffüllung des Fonds für Verluste und Schäden. Das größte Hindernis sei nicht technischer oder finanzieller Natur, sondern der fehlende politische Wille, Multilateralismus als Werkzeug globaler Solidarität einzusetzen.