91 ehemalige Boko-Haram-Kämpfer wieder eingegliedert

In der ostnigrischen Region Diffa hat die Regierung am Mittwoch die Reintegration von 91 ehemaligen Kämpfern der Terrorgruppe Boko Haram offiziell abgeschlossen. Die Zeremonie in der Stadt Goudoumaria stand unter der Leitung des Regionalgouverneurs General Mahamadou Ibrahim Bagadomaund markiert eine neue Etappe im nationalen Programm für Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration (DDR).

Symbolischer Akt der Wiedereingliederung

Der nun entlassene Personenkreis umfasst 40 Männer, 18 Frauen und 33 Kinder. Sie stammen aus dem Zentrum für Betreuung und Reintegration in Goudoumaria, das vom Nationalen Komitee für Stabilisierungs- und Reintegrationsprogramme (CNPSR) verwaltet wird.

Die Betroffenen unterzeichneten einen „moralischen und republikanischen Vertrag“ mit dem Staat, der sie verpflichtet, auf Gewalt zu verzichten, sich an die Gesetze der Republik zu halten und sich aktiv an der Förderung von Frieden und sozialer Kohäsion zu beteiligen.

Zur Bekräftigung ihres Engagements leisteten sie einen Eid auf den Koran und erhielten gleichzeitig ein offizielles Dokument, das ihnen Strafbefreiung für vergangene Taten gewährt – ein zentraler Bestandteil der staatlichen Strategie zur Wiedereingliederung.

Staatliche Verantwortung und lokale Beteiligung

In seiner Ansprache betonte Gouverneur Bagadoma, dass die Veranstaltung „ein Moment des Stolzes und der Hoffnung“ für die Region und das Land sei:

„Diese Initiative zeigt, dass der Niger seinen eigenen Weg zum Frieden findet – mit Verantwortung, Mut und nationaler Souveränität.“

Er würdigte die Führung des Präsidenten Abdourahamane Tiani sowie des Innen- und Sicherheitsministers Mohamed Toumba, die den Prozess im Einklang mit der nationalen Strategie zur Stabilisierung des Landes vorantreiben. Seit Juli 2023 habe Niger die Kontrolle über den gesamten Prozess der Entwaffnung und Reintegration in eigener Verantwortung übernommen.

„Dieses Vorgehen unterstreicht unsere politische Entschlossenheit, unsere Sicherheitsinteressen selbst zu definieren und umzusetzen“, so Bagadoma.

Er rief lokale Autoritäten, religiöse Führer, Frauen- und Jugendorganisationen sowie Sicherheitskräfte dazu auf, die Rückkehr der ehemaligen Kämpfer in ihre Gemeinden zu begleiten und aus individueller Reue kollektive Sicherheit zu schaffen.

Ausbildung und neue Lebensperspektiven

Das Zentrum in Goudoumaria bietet den Rückkehrern mehr als nur Unterkunft – es ist ein Ort der Ausbildung und sozialen Neuorientierung. Die Teilnehmer erhielten Schulungen in Landwirtschaft, Handwerk und kleinen Gewerben, um ihnen eine wirtschaftliche Perspektive zu eröffnen.

„Dauerhafter Frieden lässt sich nicht verordnen, er wird Schritt für Schritt aufgebaut – durch Vertrauen, Solidarität und glaubwürdige Alternativen zur Gewalt“, erklärte der Gouverneur.

Die Einglieder der Boko Haram: Ein Modell für den Tschadseebeckenraum

Der nationale Koordinator des CNPSR, Malam Goni Ibrahim, betonte, dass der Niger im Kampf gegen gewaltbereiten Extremismus eine „innovative und souveräne“ Strategie verfolge. Diese setze auf lokale Verantwortung, wirtschaftliche Eingliederung und Dialog statt auf reine Sicherheitsmaßnahmen.

„Unsere Vision ist einfach: Wir wollen, dass die Rückkehrer zu aktiven Mitgliedern der Wirtschaft werden – in der Landwirtschaft, Viehzucht und im Handwerk. So schaffen wir Stabilität durch Teilhabe“, erklärte er.

Ibrahim würdigte zudem die Arbeit des Personals in den Zentren von Goudoumaria und Hamdallaye, das „mit Professionalität und Hingabe“ die Reintegration der ehemaligen Kämpfer begleite.

Die nigrische Regierung verfolgt mit diesem Ansatz das Ziel, den Prozess der Versöhnung dauerhaft in nationale Entwicklungsprogramme einzubetten. Mehrere internationale Partner haben das nigrische Modell bereits als Referenz für den Tschadseebeckenraum bezeichnet.

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