88 Millionen Euro für Agenda 2063: Afrikanische Union und Deutschland vertiefen Partnerschaft

Die Afrikanische Union (AU) und Deutschland haben ihre strategische Partnerschaft im Rahmen von Agenda 2063 weiter ausgebaut. Im Anschluss an zweitägige Verhandlungen zur Entwicklungszusammenarbeit am Sitz der AU-Kommission in Addis Abeba sagte Deutschland zusätzliche Mittel in Höhe von 88 Millionen Euro zu. Die neue Finanzierungszusage soll zentrale Prioritäten der AU unterstützen und bestehende Programme in nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung, grüner Energie, Frieden und Sicherheit sowie Gesundheit ausbauen.

Vertiefte Kooperation für Agenda 2063

Beide Seiten bekräftigten bei den Verhandlungen ihre seit mehr als zwei Jahrzehnten bestehende Zusammenarbeit. Die Gespräche 2025 standen im Zeichen gemeinsamer Prioritäten und des erklärten Ziels, die Wirkung der Kooperation auf dem afrikanischen Kontinent zu erhöhen. Nach Angaben der AU und deutscher Stellen beläuft sich die bisherige deutsche Unterstützung seit Beginn der Kooperation im Jahr 2004 auf mehr als eine Milliarde Euro.

Wie die äthiopische Nachrichtenplattform Fana Media Corporation berichtet, wurde bei dem Treffen die AU–Deutschland-Partnerschaft als verlässliche, langfristige Kooperation bezeichnet, die auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und gemeinsamen Verantwortlichkeiten für nachhaltige Entwicklung und Sicherheit beruht.

Schwerpunkte: Wirtschaft, Energie, Frieden, Gesundheit

Die neuen Mittel sind Teil eines Pakets zur Umsetzung zentraler Agenda-2063-Prioritäten. Im Zentrum stehen Programme zur Förderung nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung, zur Stärkung grüner Energie und Infrastruktur sowie zur Unterstützung der kontinentalen Integrationsagenda. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Rolle des Privatsektors.

Deutschland bekräftigte seine Unterstützung für die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA), die sich in der Umsetzung von der Verhandlungsphase in die Phase der praktischen Anwendung bewegt. Ziel ist es, Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen zu stärken, um Beschäftigung, Industrialisierung und den innerafrikanischen Handel voranzutreiben. Die AfCFTA gilt als zentrales Instrument der Agenda 2063, um regionale Märkte zu integrieren und Wertschöpfungsketten auf dem Kontinent auszubauen.

Grüne Energie und kontinentale Strommärkte

Ein weiterer Schwerpunkt der Verhandlungen war die Energiekooperation. Deutschland sagte fortgesetzte Unterstützung für AU-Flaggschiffinitiativen wie den African Single Electricity Market und den Continental Power System Masterplan zu. Beide Vorhaben zielen darauf ab, einen einheitlichen, verlässlichen und nachhaltigen Strommarkt aufzubauen, der langfristig eine integrierte kontinentale Energieinfrastruktur ermöglicht.

Die Schaffung eines verbundenen Strommarktes wird als entscheidend angesehen, um produktive Kapazitäten zu mobilisieren, die wirtschaftliche Transformation zu unterstützen und Versorgungssicherheit zu stärken. Die Förderung erneuerbarer Energien, moderner Netzinfrastrukturen und effizienter Energienutzung soll dabei mit industriepolitischen Zielen und Beschäftigungseffekten verknüpft werden.

Frieden, Sicherheit und gesellschaftliche Teilhabe

Im Bereich Frieden und Sicherheit will Deutschland seine Unterstützung auf strukturelle Konfliktprävention und den Zusammenhang zwischen Klimafolgen, Ressourcenkonflikten und Instabilität ausrichten. Ziel ist es, Präventionsansätze zu stärken, die frühzeitig auf Spannungen reagieren, regionale Sicherheitsarchitekturen unterstützen und langfristig zur Stabilisierung beitragen.

Die Kooperation soll zugleich die Analyse und Bearbeitung des Klimafrieden-Sicherheits-Nexus vertiefen. Dabei geht es darum, wie Dürren, Überschwemmungen, Landnutzungskonflikte oder der Zugang zu Wasser und Energie bestehende Spannungen verschärfen können und welche politischen, institutionellen und lokalen Antworten notwendig sind.

Rolle von Frauen, Jugend und Zivilgesellschaft

Ein weiterer Bestandteil der Zusammenarbeit ist die Stärkung der Rolle von Frauen, Jugendlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren in Friedensprozessen. Deutschland plant, Initiativen zu fördern, die Beteiligung, Führungsverantwortung und Mitgestaltung dieser Gruppen in friedenspolitischen Prozessen systematisch ausbauen. Damit soll die Umsetzung bestehender Beschlüsse zur Agenda Frauen, Frieden, Sicherheit und zur Einbindung von Jugend in Frieden und Sicherheit unterstützt werden.

Die afrikanische Seite hebt hervor, dass eine breitere gesellschaftliche Teilhabe in Friedensprozessen einen Beitrag zu widerstandsfähigeren politischen Ordnungen und tragfähigeren Konfliktlösungen leisten kann.

Gesundheitssicherheit und kontinentale Strukturen

Die Gesundheitszusammenarbeit bildet einen weiteren Schwerpunkt der neuen Vereinbarungen. In Zusammenarbeit mit den Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) wollen AU und Deutschland die kontinentale Gesundheitsarchitektur stärken. Im Mittelpunkt steht der Aufbau von Strukturen, die auf Gesundheitskrisen schnell reagieren können und zugleich auf Gerechtigkeit und Zugangsgleichheit ausgerichtet sind.

Die Partner planen, Überwachungs-, Präventions- und Reaktionskapazitäten auszubauen und regionale sowie kontinentale Mechanismen zu unterstützen, die Lehren aus früheren Krisen wie der COVID-19-Pandemie aufgreifen. Die angestrebte Gesundheitsarchitektur soll „zukunftsfähig“ sein und sowohl bestehende als auch neue Herausforderungen abbilden.

Rolle von GIZ, KfW und Finanzierungsmechanismen

Die Umsetzung der deutschen Zusagen erfolgt über die Durchführungsorganisationen GIZ und KfW sowie über gemeinsame Finanzierungsvereinbarungen. Diese Joint Financing Arrangements sollen die institutionellen Kapazitäten der Afrikanischen Union stärken und eine verlässliche, planbare Finanzierung von Programmen ermöglichen. Die Kooperation verbindet finanzielle Beiträge mit technischer Unterstützung, um Reformprozesse, Programmmanagement und Monitoringstrukturen innerhalb der AU-Organe zu unterstützen.

Die AU-Kommission betonte, dass die regelmäßigen Konsultationen mit Deutschland ein wichtiges Instrument sind, um Fortschritte bei laufenden Programmen zu bewerten, Prioritäten anzugleichen und sicherzustellen, dass die gemeinsame Zusammenarbeit messbare Wirkungen vor Ort erzielt.

Strategische Bedeutung der AU–Deutschland-Partnerschaft

Deutschland sieht Afrika weiterhin als strategische und politische Priorität. Birgit Pickel, Abteilungsleiterin Afrika im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, unterstrich, dass die Partnerschaft mit der AU auf „gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Verständnis“ beruhe und Deutschland ein verlässlicher Partner bei nachhaltiger Entwicklung, regionaler Integration sowie Frieden und Sicherheit bleibe.

Der Generaldirektor der AU-Kommission, Fathallah Sijilmassi, hob hervor, dass die Verhandlungen ein wichtiges Forum seien, um gemeinsame Maßnahmen zu schärfen und sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit konkrete und messbare Ergebnisse im Sinne von Agenda 2063 erbringt. Die nächste Verhandlungsrunde zur AU–Deutschland-Entwicklungszusammenarbeit ist für 2027 in Addis Abeba vorgesehen.

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