In Rabat fand eine hochrangige Konferenz zum Thema „Die soziale Marktwirtschaft und berufliche Integration“ statt. Der deutsche Botschafter in Marokko, Robert Dölger, hielt die Hauptrede und betonte die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft als Modell für wirtschaftliche Entwicklung und soziale Stabilität.
Die soziale Marktwirtschaft: Ein Modell für Wachstum und Gerechtigkeit
Botschafter Robert Dölger erläuterte, dass die soziale Marktwirtschaft auf dem Prinzip basiert, wirtschaftliche Freiheit mit sozialpolitischen Maßnahmen zu kombinieren. „Dieses Modell fördert nicht nur Wirtschaftswachstum, sondern auch eine gerechtere Gesellschaft,“ sagte er. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Modell ein Schlüsselfaktor für den Wiederaufbau Deutschlands und eine Alternative zu planwirtschaftlichen Ansätzen.
Dölger hob hervor, dass der Staat eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Märkte spiele, um das Gemeinwohl zu sichern und sozialen Ausgleich zu schaffen. Er unterstrich, dass diese Werte – individuelle Freiheit, Verantwortung und Solidarität – die Basis für eine stabile Gesellschaft bilden.
Antworten auf zukünftige Herausforderungen
In Bezug auf globale Herausforderungen wie die Klimakrise betonte der Botschafter, dass das Modell der sozialen Marktwirtschaft auch heute relevant sei. „Wir brauchen mehr als einen freien Markt, um den Klimawandel zu bewältigen – wir brauchen eine Balance zwischen staatlicher Regulierung und sozialpolitischen Maßnahmen,“ sagte er.
Das duale Ausbildungssystem als Erfolgsfaktor
Ein Schwerpunkt von Dölgers Rede war das deutsche duale Ausbildungssystem, das praktische Berufsausbildung mit theoretischer Bildung kombiniert. Dieses System habe Deutschland geholfen, eine der niedrigsten Jugendarbeitslosenquoten Europas zu erreichen und soziale Mobilität zu fördern.
„Dieses Modell vermittelt nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch Werte und Erfahrungen, die für beruflichen Erfolg entscheidend sind,“ erklärte Dölger. Gleichzeitig wies er auf Herausforderungen hin, da immer mehr Eltern ihre Kinder zu akademischen Laufbahnen ermutigen, anstatt eine Berufsausbildung zu wählen.
Marokkanisch-Deutsche Zusammenarbeit
Dölger hob die steigende Nachfrage junger Marokkaner nach beruflicher Ausbildung in Deutschland hervor. Rund 80 % der Visa-Anträge marokkanischer Staatsbürger seien darauf ausgerichtet. Dabei betonte er, dass Sprachkenntnisse und kulturelles Verständnis für eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft unerlässlich seien.
Laut Dölger absolvieren aktuell etwa 3.000 marokkanische Jugendliche eine Ausbildung in Deutschland, und dieser Austausch solle künftig weiter intensiviert werden. Besonders in den Bereichen erneuerbare Energien und nachhaltige Wirtschaften sieht er Potenzial für eine vertiefte Zusammenarbeit.
Weitere Beiträge zur Konferenz
Auch andere Redner betonten die Bedeutung der beruflichen Integration für die marokkanisch-deutsche Kooperation. Saloua Tagri, Direktorin der Abteilung für Sozialwirtschaft im marokkanischen Ministerium für Handwerk und Sozialwirtschaft, stellte Initiativen vor, die jungen Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern sollen.
Hassan Aqartit, Professor für Politikwissenschaft und internationale Beziehungen, hob hervor, dass die berufliche Integration eine Schlüsselrolle für die Beziehungen zwischen Marokko und Deutschland spiele. Er wies darauf hin, dass der deutsche Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren mehr als eine Million Arbeitskräfte benötige und der demografische Wandel in Deutschland diese Nachfrage verstärke.
Die Veranstaltung, die von der LCI Education, der HEM Business & Engineering School und der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert wurde, bot eine Plattform für den Austausch über die Bedeutung der beruflichen Integration und die wirtschaftlichen Chancen, die durch die Zusammenarbeit beider Länder entstehen.