Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat am 4. Dezember 2024 eine wegweisende Konferenz zum Thema „Rethinking Development Policy: How to Confront Coloniality“ eröffnet. Ziel ist es, die internationalen Entwicklungszusammenarbeit kritisch zu reflektieren und Wege zu finden, koloniale Kontinuitäten zu überwinden.
Koloniales Erbe als Herausforderung
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze betonte in ihrer Eröffnungsrede die bleibenden Auswirkungen der Berliner Afrika-Konferenz vor 140 Jahren. Diese habe über viele Generationen hinweg zu Ausbeutung, Leid und wirtschaftlicher Benachteiligung in Afrika geführt. Bis heute prägen koloniale Strukturen und Denkweisen die internationale Zusammenarbeit.

„Wer sich ernsthaft mit kolonialer Vergangenheit beschäftigt und bereit ist, daraus zu lernen, kann in der heutigen multipolaren Welt Partnerschaften besser erhalten und gewinnen,“ erklärte Schulze. Das BMZ sehe es als zentrale Aufgabe, globale Ungleichheiten abzubauen und die Entwicklungszusammenarbeit auf Prinzipien von Respekt, Gegenseitigkeit und lokaler Expertise zu stützen.
Interner Aufarbeitungsprozess des BMZ
Das Ministerium hat einen internen Reflexionsprozess gestartet, um koloniale Kontinuitäten in der deutschen Entwicklungspolitik systematisch zu analysieren und abzubauen. Der Fokus liegt dabei auf:
- Kommunikation und Sprache: Sensibilisierung für koloniale Begriffe und Narrative.
- Diversifizierung des Personals: Förderung vielfältiger Perspektiven im Ministerium.
- Partnerorientierung: Einbindung lokaler Expertise in Planung und Umsetzung von Projekten.
- Abbau globaler Asymmetrien: Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung in Bereichen wie Klimaschutz und Handel.
Das BMZ wird in diesem Prozess von unabhängigen Experten begleitet, um die Entwicklungszusammenarbeit weiterzuentwickeln und gerechter zu gestalten.
"Whether you speak Portuguese, French, or English, Digital is a transversal sector that you don't necessarily learn from your colonizer because most of the time, your colonizer himself is late. That's the reason why, when we talk about Digital in Africa, we take it seriously. The… pic.twitter.com/x5HmRCDZMc
— Smart Africa Org (@RealSmartAfrica) December 4, 2024
Konferenz-Highlights
Die Konferenz, die viersprachig (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch) im Restream verfolgt werden kann, bietet ein vielseitiges Programm:
- Keynote: Dr. Martin Kimani, ehemaliger Ständiger Vertreter Kenias bei den Vereinten Nationen, beleuchtet koloniale Dynamiken in der globalen Politik.
- Literarischer Impuls: Dipo Faloyin, Autor von „Africa Is Not A Country“, hinterfragt Stereotype über Afrika und plädiert für eine differenzierte Sichtweise.
- Paneldiskussion: Experten diskutieren Strategien zur Dekolonialisierung der Entwicklungszusammenarbeit.
Offener Dialog mit Partnern
Das BMZ öffnet den bisher internen Reflexionsprozess für einen breiteren Dialog mit Partnerländern und der Fachöffentlichkeit. Dieser Austausch soll dazu beitragen, die Zusammenarbeit transparenter, partizipativer und nachhaltiger zu gestalten.
Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit
Die Konferenz setzt ein starkes Signal für einen Paradigmenwechsel in der deutschen Entwicklungspolitik. Indem koloniale Kontinuitäten anerkannt und überwunden werden, strebt das BMZ eine gerechtere und partnerschaftlichere Zusammenarbeit an.