Lehrkräfte beenden Ausbildung nach Goethe-Institut-Standards

In Lomé hat das Goethe-Institut Togo am 2. und 3. Oktober eine Evaluation durchgeführt, die den Abschluss eines Qualifizierungsprogramms für 19 Lehrkräfte aus Togo und Benin markiert. Ziel ist die Zertifizierung als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für den Deutschunterricht nach Goethe-Institut-Standards. In den Räumen des Instituts stellten sich zehn Kandidatinnen und Kandidaten, darunter eine Lehrkraft aus Benin, der Prüfung. Die Teilnehmenden traten in Tandems auf und gaben erste Fortbildungen für togolesische Deutschlehrkräfte sowie Studierende der Germanistik. Die Evaluation fand unter Supervision der Ausbilderin Kirsten Böttger statt und wurde von der Projektkoordinatorin Felicia Gentsch begleitet.

Zielsetzung: Aufbau von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für DaF

Die Qualifizierung ist Teil des Projekts „Formation des formateurs/trices“, das vollständig durch das Goethe-Institut Togo und mit Unterstützung des Ministeriums für Primar- und Sekundarbildung finanziert wurde. Der Ausbildungsgang erstreckte sich über 18 bis 24 Monate im hybriden Format mit Präsenz- und Online-Modulen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Lehrkräften, die ihrerseits Fortbildungen im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ anbieten und so die Unterrichtsqualität in Togo und Benin systematisch verbreitern. Laut Projektkoordination wurden bereits die Evaluationen der beninischen Kohorte abgeschlossen. In Lomé lag der Fokus auf der togolesischen Gruppe.

Prüfdesign: Tandem-Lehre mit individueller Bewertung

Das Evaluationsdesign sieht die Durchführung eines Seminars im Tandem vor, bewertet werden jedoch individuelle Kompetenzen. Felicia Gentsch, Expertin für Deutschunterricht am Goethe-Institut und Projektkoordination, erläuterte: „Jede Lehrkraft des Projekts gestaltet gemeinsam mit einer anderen ein Seminar. Es ist ein Tandem, aber wir evaluieren individuelle Kompetenzen.“ Für den Fall, dass der erste Versuch nicht ausreicht, besteht die Möglichkeit einer zweiten Bewertung in Form eines Online-Seminars. Die Prüfung ist auf die abschließende Zertifizierung ausgerichtet und soll die Praxistauglichkeit der erworbenen Kompetenzen belegen.

Inhalte und Didaktik: Seminardesign, Inklusion und Digitalisierung

Die curricularen Schwerpunkte umfassten Seminardidaktik, Unterrichtskompetenz sowie die Konzeption von Kursen und Fortbildungen. Weitere Module behandelten Lehr- und Lernmittel, den Einsatz digitaler Medien im Deutschunterricht und Aspekte inklusiver Didaktik. Dazu zählen die Diagnose heterogener Lerngruppen, kompetenzorientierte Bewertung und Differenzierung. Ein Querschnittsthema war die wirksame Nutzung digitaler Ressourcen im Unterricht. Die Verbindung von Präsenz- und Online-Phasen sollte sicherstellen, dass Inhalte sowohl in klassischen Unterrichtssituationen als auch in digitalen Lernumgebungen anwendbar sind.

Anwendung im Unterricht: Praxiserfahrungen aus Togo und Benin

Teilnehmende berichteten von unmittelbaren Veränderungen im Unterrichtsalltag. Kegtona N’ta, Deutschlehrerin am Lycée d’Agoè Centre, erklärte, die Qualifizierung habe die Unterrichtsgestaltung spürbar verändert. Als Beispiel nannte sie eine Fortbildung zur Einführung des neuen Lehrwerks „Und Jetzt Wir“ samt Begleitmaterial, das seit dem Schuljahr 2025 bis 2026 im Schulsystem eingeführt wird. Die Lehrkraft hob die verbesserte Steuerung großer Lerngruppen und den systematischeren Umgang mit unterschiedlichen Unterstützungsbedarfen hervor.

Aus Benin berichtete Césario De Souza, Deutschlehrer am CEG Bétérou in der Gemeinde Tharoro, die Kombination aus Theorie und praktischen Instrumenten habe sein Vorgehen grundlegend erweitert. Er betonte, dass er nun stärker auf nicht berücksichtigte Faktoren im Klassenraum achte und Werkzeuge zur differenzierten Förderung anwenden könne, um den Erwerb der deutschen Sprache zu erleichtern.

Zertifizierungsweg und Qualitätsrahmen

Die Zertifizierung orientiert sich an den Qualitätskriterien des Goethe-Instituts für DaF-Fortbildungen. Die Evaluation prüft unter anderem Planung und Durchführung von Seminaren, adressatengerechte Methodik, den Einsatz didaktischer Materialien sowie die Fähigkeit, Lehr-Lern-Prozesse zu beobachten, zu diagnostizieren und anzupassen. Die Rolle der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ist darauf ausgelegt, regionale Fortbildungen zu organisieren und die im Programm erarbeiteten Kompetenzen zu verbreiten. Die Projektkoordination stellte klar, dass diese Funktion eine pädagogische Ergänzung darstellt. Staatliche Aus- und Fortbildungsverantwortliche wie Inspektorinnen, Inspektoren oder pädagogische Beratungen werden nicht ersetzt.

Regionale Verankerung und Netzwerkeffekte

Mit dem Abschluss der Evaluation verfügen Togo und Benin über einen Pool zertifizierter Lehrkräfte, die die Prinzipien der Seminardidaktik, der inklusiven Unterrichtsgestaltung und der digitalen Mediennutzung in regionalen Fortbildungsformaten vermitteln können. Die Multiplikation ist auf schulische und außerunterrichtliche Kontexte ausgerichtet. Ziel ist die Verbreitung einheitlicher Qualitätsstandards für DaF-Fortbildungen, die Anpassung an lokale Rahmenbedingungen und der systematische Austausch zwischen Schulen, Fortbildungsstandorten und Hochschulen in der Germanistik.

Einschätzung der Projektkoordination

Felicia Gentsch bilanzierte, die Teilnehmenden hätten messbare Fortschritte erzielt. „Wir haben festgestellt, dass wirklich neue Kompetenzen erworben wurden. Es war ein sehr guter Austausch, auf den wir stolz sind.“ Die Verbindung aus Unterrichtspraxis, Seminarkonzeption und digitaler Umsetzung bildet den Kern des Zertifizierungsprofils. Die Rückmeldungen aus den betreuten Seminaren in Lomé und den vorangegangenen Evaluationen in Benin fließen in die abschließende Bewertung ein.

Wie die togolesische Nachrichtenagentur ATOP berichtet, setzt das Goethe-Institut Togo mit der Evaluation den Schlusspunkt unter einen mehrstufigen Prozess, der auf die nachhaltige Verbesserung des Deutschunterrichts in beiden Ländern ausgerichtet ist.

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