In Berlin-Westend kam es in der Nacht zum Montag zu einem Polizeieinsatz in der Botschaft der Republik Kamerun. Nach Angaben der Berliner Polizei versuchten am Sonntagabend zunächst mehrere Personen, auf das Gelände der diplomatischen Vertretung in der Ulmenallee zu gelangen. Rund 100 Menschen hatten sich spontan vor dem Botschaftsgebäude versammelt, einige kletterten über den Zaun und verschafften sich Zugang.
Demonstranten dringen in Botschaftsgebäude ein
Laut Polizei drangen sieben Männer und eine Frau in das Gebäude ein. Der Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen aufgenommen. Verletzt wurde niemand, es kam jedoch zu Sachschäden in Büros der Botschaft. Der Einsatz dauerte bis in die frühen Morgenstunden; die Besetzer wurden aus dem Gebäude gebracht und ihre Personalien festgestellt.
Politischer Hintergrund: Wahl in Kamerun
Hintergrund der Aktion ist die Präsidentschaftswahl in Kamerun, die am Sonntag stattfand. Erste Hochrechnungen und parteipolitische Stellungnahmen sorgten im In- und Ausland für Spannungen. Beobachter verweisen darauf, dass die Spontanversammlung in Berlin offenbar von Unterstützern der kamerunischen Opposition initiiert wurde, die das Wahlergebnis für sich reklamieren.
Nach Informationen von rbb erklärte die Polizei, die Demonstration sei nicht angemeldet gewesen. Einsatzkräfte sicherten das Botschaftsgelände unmittelbar nach dem Eindringen und verhinderten eine Eskalation. Eine Gefährdung von Botschaftsangehörigen habe zu keinem Zeitpunkt bestanden.
Parallele Aktion in Paris
Eine ähnliche Besetzung fand am selben Wochenende in der Botschaft Kameruns in Paris statt. Dort drangen rund 50 Personen in das Gebäude ein, zerstörten Porträts von Präsident Paul Biya und übertrugen ihre Aktion live in sozialen Netzwerken. Nach etwa zwei Stunden wurde das Gebäude von der französischen Polizei geräumt. Auch in Paris blieb es bei Sachschäden, Verletzte gab es nicht.
Beide Vorfälle stehen im Zusammenhang mit Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Paul Biya, der seit 1982 an der Macht ist. Oppositionelle Gruppierungen werfen der Regierung in Jaunde Unregelmäßigkeiten und den Missbrauch staatlicher Strukturen während des Wahlprozesses vor.
Folgen und Sicherheitsmaßnahmen für die Botschaft Kameruns
In Berlin bleibt die Botschaft Kameruns vorerst unter verstärktem Polizeischutz. Der diplomatische Status des Gebäudes verpflichtet die deutsche Polizei zu besonderer Zurückhaltung auf dem Gelände, dennoch war ein unmittelbares Eingreifen notwendig, um die Sicherheit der diplomatischen Vertretung zu gewährleisten.
Der Vorfall fällt in eine politisch angespannte Phase, da die kamerunische Diaspora in mehreren europäischen Städten Protestaktionen angekündigt hatte. Sicherheitsbehörden prüfen derzeit, ob die Ereignisse in Berlin und Paris miteinander koordiniert wurden.
Nach Angaben der Polizei wird wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und möglicher Verstöße gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. Das Auswärtige Amt steht in Kontakt mit der kamerunischen Botschaft und betonte die Pflicht Deutschlands, diplomatische Einrichtungen gemäß der Wiener Konvention zu schützen.
Kamerunische Diaspora als politische Akteurin

Die kamerunische Gemeinschaft in Europa spielt zunehmend eine Rolle in der politischen Auseinandersetzung über die Zukunft des Landes. Bereits bei früheren Wahlen kam es in Deutschland, Belgien und Frankreich zu Protestaktionen vor diplomatischen Vertretungen. Die aktuelle Besetzung der Berliner Botschaft zeigt, dass die Spannungen nach der Wahl 2025 auch auf europäischem Boden Widerhall finden.
Während die offizielle Auszählung in Kamerun noch läuft, rufen politische Organisationen der Diaspora zu Transparenz und Gewaltverzicht auf. Gleichzeitig werden in sozialen Medien Aufrufe zur internationalen Beobachtung des Wahlprozesses verbreitet. Prognosen sehen den oppositionellen Präsidentskandidat überraschenderweise vor dem amtierenden Präsidenten Paul Biya.