In Madagaskar hat ein Militärputsch die politische Lage eskaliert. Präsident Andry Rajoelina hat das Land verlassen, unterstützt durch ein französisches Militärflugzeug. Die Ereignisse markieren einen Wendepunkt in den anhaltenden Protesten und unterstreichen die Rolle Frankreichs in afrikanischen Krisen.
Auslöser der Gen-Z-Proteste in Madagaskar
Die Unruhen in Madagaskar begannen am 25. September 2025 in der Hauptstadt Antananarivo. Jugendliche Demonstranten, organisiert unter dem Label Gen Z Madagascar, protestierten zunächst gegen anhaltende Strom- und Wassermangel. Diese Engpässe, die auf systemische Probleme in der Infrastruktur zurückgehen, haben sich zu breiteren Forderungen nach politischen Reformen ausgewachsen. Die Protestierenden verlangen den Rücktritt von Präsident Rajoelina, des Parlamentspräsidenten und des Präsidenten des Verfassungsgerichts. Wie die Vereinten Nationen berichten, sind in den ersten Tagen der Demonstrationen mindestens 22 Personen getötet worden, darunter durch Einsätze der Sicherheitskräfte. Rajoelina hat diese Zahl angezweifelt und von 12 Toten gesprochen, die er als Plünderer und Vandalen bezeichnet hat.
Burkina Faso 🇧🇫 ✅
— Interesting Facts (@Interesting228) October 11, 2025
Mali 🇲🇱 ✅
Niger 🇳🇪 ✅
Madagascar 🇲🇬 ✅
Togo 🇹🇬⏳
Cameroun 🇨🇲⏳
Côte d’Ivoire 🇨🇮 ⏳ pic.twitter.com/mPxjtoZV0T
Die Bewegung ist inspiriert von ähnlichen Gen-Z-Protesten in Kenia und Nepal. Sie hat sich über soziale Medien organisiert und am 2. Oktober einen Lenkungsausschuss gebildet. Die Forderungen umfassen ein Ende der Korruption, eine Auflösung des Senats und der Wahlkommission sowie Entschuldigungen für Gewalt gegen Demonstranten. Am 29. September löste Rajoelina seine Regierung auf und ernannte General Ruphin Fortunat Zafisambo interimsmäßig zum Premierminister, um die Krise zu entschärfen.
Der Militärputsch und die Rolle der Eliteeinheit CAPSAT

Am 11. Oktober 2025 mündeten die Proteste in einen Militärputsch. Soldaten der Eliteeinheit CAPSAT, die Rajoelina bereits 2009 bei seinem eigenen Putsch unterstützt hatte, schlossen sich den Demonstranten an. In einer Videobotschaft riefen CAPSAT-Offiziere andere Einheiten auf, Befehle zu verweigern und die Protestierenden zu unterstützen. CAPSAT-Kommandeur Lylison René de Rolland erklärte, die Armee übernehme die Kontrolle über militärische Einrichtungen und setze die Verfassung außer Kraft.
Rajoelina bezeichnete die Aktion als “versuchten illegalen Machtübernahme”. Am 12. Oktober stürmten Soldaten den symbolischen Platz des 13. Mai in Antananarivo, wo sie von der Menge bejubelt wurden. Konflikte zwischen CAPSAT und Gendarmerie-Einheiten führten zu Schusswechseln; ein CAPSAT-Soldat wurde getötet. Die Armee kontrolliert nun Schlüsselpositionen, und Oppositionelle im Parlament haben ein Amtsenthebungsverfahren gegen Rajoelina eingeleitet.
Die Flucht Rajoelinas und der Deal mit Frankreich
Am 12. Oktober 2025 verließ Präsident Rajoelina Madagaskar an Bord eines französischen Militärflugzeugs vom Typ Casa. Laut Berichten der französischen Rundfunkanstalt RFI landete das Flugzeug auf der Insel Sainte-Marie, wo Rajoelina per Hubschrauber an Bord gebracht wurde. Die Evakuierung erfolgte auf Basis einer Vereinbarung mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Kurz vor der Flucht wurden französische Gefangene auf Anordnung des Präsidenten Rajoelina begnadigt. Rajoelina, der die französische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde zunächst auf die französische Insel La Réunion gebracht; sein weiterer Verbleib ist unbekannt.
Le président de #Madagascar Andry Rajoelina exfiltré par un avion de l’armée française ?
— THOMAS DIETRICH (@thomasdietrich0) October 12, 2025
Alors qu’Andry Rajoelina est en passe d’être renversé par un soulèvement populaire et par l’armée, j’ai pu confirmer les faits suivants :
– un avion militaire français (CASA CN-235… pic.twitter.com/RPZHFIJIu8
Frankreich, als ehemalige Kolonialmacht Madagaskars, hat enge wirtschaftliche Bindungen zum Land, einschließlich Investitionen in Ressourcen wie Öl und Uran durch Unternehmen wie Total und Orano. Die französische Botschaft in Antananarivo dementierte eine militärische Intervention zur Unterstützung Rajoelinas. Dennoch wirft die Evakuierung Fragen zur Rolle Frankreichs in afrikanischen Konflikten auf, insbesondere im Kontext abnehmenden Einflusses in der Sahel-Region.
Politische und wirtschaftliche Kontexte in Madagaskar
Madagaskar, mit rund 30 Millionen Einwohnern eines der ärmsten Länder der Welt, leidet unter chronischer Armut: Laut der Weltbank leben 75 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut. Der Internationale Währungsfonds weist auf begrenzten Zugang zu Strom hin, der nur ein Drittel der Bevölkerung erreicht. Rajoelina, der 2009 durch einen Putsch an die Macht kam und 2023 wiedergewählt wurde, steht vor Vorwürfen der Korruption und Misswirtschaft.Die Opposition, vertreten durch Figuren wie Siteny Randrianasoloniaiko, bestätigte Rajoelinas Flucht und fordert Neuwahlen. Der Senat hat den Rajoelina-nahen Präsidenten General Richard Ravalomanana abgesetzt, mit Verweis auf die politische Lage und den Wunsch nach Stabilität. Premierminister Zafisambo betonte die Bereitschaft der Regierung zum Dialog mit Jugend, Gewerkschaften und Militär.