Frankreich übergibt Militärbasis und zieht aus dem Tschad ab

Frankreich hat am 30. Januar 2025 seine letzte Militärbasis im Tschad, die Luftwaffenbasis Sergent-Adji-Kossei, offiziell an die tschadischen Streitkräfte übergeben. Diese Entscheidung markiert das Ende eines militärischen Engagements, das seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1960 andauerte.

Historischer Hintergrund der französischen Präsenz

Die französische Militärpräsenz im Tschad begann mit einem Verteidigungsabkommen nach der Unabhängigkeit des Landes. Über Jahrzehnte hinweg war Frankreich ein zentraler Akteur in der Sicherung der Stabilität des Tschad, insbesondere durch militärische Interventionen während interner Konflikte und Bürgerkriege. Beispiele hierfür sind die Operation TACAUD in den 1960er Jahren sowie die Unterstützung der Regierungen von Hissène Habré und Idriss Déby.

Seit 2014 war der Tschad ein wichtiger Partner der französischen Operation Barkhane, die auf die Bekämpfung jihadistischer Gruppen im Sahel abzielte. Die Luftwaffenbasis in N’Djamena diente dabei als zentrale Operationsplattform für französische Truppen.

Gründe für das Ende der Kooperation

Im November 2024 kündigte der tschadische Präsident Mahamat Idriss Déby das Verteidigungsabkommen mit Frankreich als „veraltet“ und „überholt“ auf. Diese Entscheidung reflektiert eine wachsende Bewegung in mehreren afrikanischen Ländern, die ihre militärischen Partnerschaften mit der ehemaligen Kolonialmacht neu bewerten.

Während der feierlichen Übergabe der Militärbasis betonte Präsident Déby, dass der Tschad nun vollständig die Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernehmen wolle. „Wir sind bereit, unsere Autonomie zu stärken und eine Armee aufzubauen, die den aktuellen Bedrohungen gewachsen ist,“ erklärte er.

Symbolisches Ende, aber Fortsetzung der Partnerschaft

Trotz des Rückzugs der französischen Truppen betonte Déby, dass die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich fortbestehen. Es gehe um eine Neuausrichtung der Zusammenarbeit, bei der künftig der Fokus auf Ausbildung und militärische Ausrüstung liege, anstatt auf eine direkte Truppenpräsenz.

Regionale und geopolitische Auswirkungen

Der Abzug der französischen Truppen aus dem Tschad erfolgt inmitten eines umfassenderen Trends im Sahel. Länder wie Mali, Burkina Faso und Niger haben ebenfalls den Abzug französischer Truppen gefordert. Der Tschad bleibt jedoch ein zentraler Akteur in der Terrorismusbekämpfung in der Region und wird nun gezwungen sein, neue Allianzen zu schmieden, die auf Respekt und Gegenseitigkeit beruhen.

Präsident Déby unterstrich, dass die Souveränität des Tschad nicht Isolation bedeute, sondern die Möglichkeit, „auf Augenhöhe“ mit internationalen Partnern zu kooperieren.

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