Tschad erwägt Rückzug aus Sicherheitsbündnis nach tödlichem Angriff der Boko-Haram

Die tschadische Regierung hat nach einem tödlichen Angriff auf eine Militärbasis nahe des Tschadsees eine Diskussion über die Zukunft der Mitgliedschaft des Landes in der regionalen Sicherheitskoalition Multinational Joint Task Force (MNJTF) angestoßen. Präsident Mahamat Idriss Deby äußerte Zweifel an der Effektivität des Bündnisses und kritisierte eine fehlende Koordination unter den Mitgliedsstaaten.

Am 27. Oktober griffen mutmaßliche Mitglieder der Boko-Haram-Gruppe eine Armeebasis im tschadischen Barkaram im Bezirk Ngouboua an. Die Attacke führte laut Angaben der Regierung zu etwa 40 Todesopfern unter den Soldaten und hob die anhaltende Sicherheitsproblematik in der Region hervor. Bereits seit 2009 ist die Tschadseeregion Ziel von Angriffen durch bewaffnete Gruppen, deren Aktivitäten sich oft über die Grenzen von Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad erstrecken. Die MNJTF wurde gegründet, um diesen Bedrohungen grenzüberschreitend entgegenzutreten.

Kritik an der Koalition und mögliche Konsequenzen nach Boko-Haram Angriff

Präsident Deby besuchte am 3. November den Angriffsort und stellte die Effektivität der MNJTF infrage. In einem Gespräch mit den Truppen vor Ort bemängelte er die mangelnde Kooperation innerhalb der Koalition und wies darauf hin, dass eine stärkere Koordination erforderlich sei, um der Bedrohung durch terroristische Gruppen nachhaltig entgegenzutreten. „Die Gemeinschaft der Nationen muss den gemeinsamen Feind entschlossen bekämpfen“, betonte er laut Agenturberichten und warnte vor einem Austritt des Tschad aus dem Bündnis.

In der Regierung herrscht derzeit Uneinigkeit über die zukünftige Strategie. Während einige Stimmen auf die Vorteile einer Zusammenarbeit mit Nachbarstaaten hinweisen, wird auf der anderen Seite die Eigenständigkeit der tschadischen Armee hervorgehoben.

Ein möglicher Rückzug aus der MNJTF könnte jedoch weitreichende Konsequenzen für die Stabilität in der gesamten Tschadseeregion haben.

Solidarität mit der Armee und Stabilität der Verwaltung

Die Ministerin und Generalsekretärin der tschadischen Regierung, Dr. Ramatou Mahamat Houtouin, rief nach dem Angriff die Bevölkerung zur Solidarität auf. „Der Terrorismus ist ein universelles Phänomen, das die Regeln des zivilisierten Lebens herausfordert“, erklärte sie und betonte die Bedeutung der Einheit im Kampf gegen Extremismus. Gleichzeitig forderte sie die Beamten auf, die Stabilität der öffentlichen Verwaltung zu gewährleisten und so ein Zeichen der Widerstandskraft gegenüber den terroristischen Bedrohungen zu setzen.

Laut Berichten hat die tschadische Armee unter der Leitung des Präsidenten mittlerweile eine Militäroperation mit dem Namen „Haskanite“ gestartet, um die Verantwortlichen für den Angriff zu verfolgen. Wie sich die Situation entwickelt, bleibt abzuwarten.

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